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Hanse Sail in Rostock und Warnemünde – Beeindruckende Segelschiffe

Hanse Sail in Rostock und Warnemünde – Müllberge überall

Hanse Sail in Rostock und Warnemünde – Touristenmassen

Große Segelschiffe, hunderttausende Besucher. Eigentlich DIE Chance, ein Fest zu feiern, bei dem das Segeln – die traditionelle Seefahrt und eine super nachhaltige Reisemöglichkeit – im Mittelpunkt steht. Doch was sich auf diesem Volksfest und Touristenmagneten mit enormen Besucherzahlen abspielt, ist ein Trauerspiel des Konsums und des Einwegmülls. Warum? Lass mich meine Erfahrung kurz zusammenfassen.

Traditionelle Segelschiffe – eine Einladung zur Nachhaltigkeit. Oder nicht?

Eine Freundin hat mich im August nach Warnemünde zur Hanse Sail 2018 eingeladen. Ich hatte schon mal davon gehört, aber da ich selbst noch nie gesegelt bin, hatte ich dieses Event einfach nicht auf dem Schirm. Der Bericht von riesigen Segelschiffen aus aller Welt, die Chance, einfach mal mitzusegeln und das angekündigte Fest mit Bühnenprogramm und Speis und Trank klangen verlockend. Da ich die Ostsee liebe, sagte ich sofort zu. Wenn man hier die traditionelle Schifffahrt feiert, dann gibt es doch bestimmt viel Bewusstsein für Umwelt und Nachhaltigkeit, oder!? Haha, falsch gedacht.

Tag 1: Hanse Sail in Rostock –  Überblick verschaffen

Rostock ist wirklich eine schöne Stadt. Ich muss gestehen, dass ich das nicht erwartet hatte – war ich doch bisher auf dem Weg ans Meer immer daran vorbeigefahren. Als ersten Eindruck hatte ich nur die endlosen Weiten an Plattenbauten abgespeichert. Und das Bild der randalierenden Fußballfans in meiner Heimatstadt Erfurt. Die 200.000-Einwohnerstadt hat mich also positiv überrascht. Aber mehr zu meiner Entdeckungstour durch die Rostocker Innenstadt findest du im dazugehörigen Blogpost.

Zunächst einmal wollte ich mir einen Überblick über das Treiben am Rostocker Stadthafen verschaffen und bestieg den Kanonsberg. Das ist ein Teil der alten Stadtmauer direkt am Hafen und ich hatte das Glück, dass genau zu dem Zeitpunkt die Sonne durch die Wolkendecke brach und mir dieses eindrucksvolle Bild bescherte. Zumindest auf dieser Seite. Ein Blick in die andere Richtung verdarb mir meine Vorfreude auf den gemütlichen Abend mit Segelbooten etwas. Ein Karussell am anderen, eine Fressbude neben der nächsten. Betrunkene, kreischende und johlende Menschen. Nunja, wenigstens keine Schlangen an den Toilettenhäuschen.

Konsumwahnsinn inmitten von Plastikmüll

Nun gut, jetzt war ich einmal da – also rein ins Getümmel. Ich hatte Hunger. Aber wo gibt es denn nun vegetarisches, regionales, gutes Essen? Bratwurst. Zuckerwatte. Cocktails. Waffeln. Puh… Nach 500 Metern, ca. 30 Ständen und 85 Anremplern hätte ich fast aufgegeben und habe mich dann für ein Handbrot mit Käse und Tomate entschieden. Zwar nicht unbedingt das, was ich mir erhofft hatte, aber lecker war es allemal und für 5 € auch okay.

Nun zur nächsten, und wie sich herausstellen sollte fast unmöglichen, Aufgabe: Getränke im Pfandbecher finden. What!? Why? Ja, das habe ich mich auch gefragt. Wie kann es sein, dass es auf einem Volksfest wie diesem fast nur Einwegplastikbecher gibt?

Liebe Stadt Rostock – jetzt bitte keine Ausreden! Ich habe jahrelang auf Festivals gearbeitet, ich weiß, dass es genügend Firmen mit fertigen Becherkonzepten gibt. Eine heißt sogar quasi so. Man könnte sich also einfach auf zwei oder drei Bechergrößen einigen und schwupps – schon hätte man sich tonnenweise Plastikmüll gespart. Der kullert nämlich dort einfach ÜBERALL rum und rollt dann praktischerweise in die Warnow, von wo aus er gemütlich neben den Schiffen in die Ostsee segelt. Toll. Wirklich toll! *Ironie off*

Mich haben diese Müllberge nicht nur sprachlos sondern wirklich wütend gemacht.  Also liebe Verantwortliche, ich würde mir sehr wünschen, wenn Sie das in den kommenden Jahren besser lösen können. Gerne helfe ich bei der Planung und Umsetzung!

Fair Trade Markt – ein Lichtblick, der leider schon zu hatte

Wahrscheinlich waren wir gegen 22:45 Uhr einfach zu spät dran, denn als wir bei dem kleinen Bereich des Hafenfestes ankamen, der sich als Fair Trade Markt bezeichnet, hatte hier alles schon zu. Schade. Daher kann ich leider nicht mehr dazu berichten. Aber es gibt ihn! 😊

Tag 2: Warnemünde – Touristenwahnsinn und Müllhalde

Ich muss vorweg sagen: ich liebe Warnemünde! Offiziell ist das Ostseebad ein Stadtteil von Rostock, es wirkt jedoch wie ein unabhängiges kleines Städtchen am Strand der Ostsee. Ich war schon sehr oft hier und war bisher immer begeistert. Bis zur Hanse Sail 2018. Auch in den vergangenen Jahren war ich meist im Sommer in Warnemünde und es war zunehmend voller – aber so etwas habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Menschenmassen schieben sich bei dieser Veranstaltung am „Alten Strom“ entlang und man kann kaum stehenbleiben und die Szenerie einfach mal genießen, ohne weitergeschoben zu werden. Das macht keinen Spaß mehr. Natürlich ist mir bewusst, dass ich auch eine der Touristinnen und somit Teil des Problems war – aber diesen Fehler mache ich sicher nicht noch einmal.

Hier zeichnete sich das gleiche Bild ab, wie in Rostock am Vortag. Generische Stände mit „Made in China“ Ramsch, die gleichen Essensstände (ja, wirklich die gleichen!) und Einwegplastik soweit das Auge reicht. Da hilft es auch kaum, dass es am Strand eine clevere Initiative gegen Zigarettenkippen gibt, mit der die schädlichen Plastikfilter vom Strand und dem Meer ferngehalten werden sollen. Läuft man nämlich ein paar Schritte weiter die ca. 500 Meter lange Mole entlang zum Molenfeuer (ein Mini-Leuchtturm an der Spitze der Mole), findet man kein Anzeichen von sauberen Stränden. Ich habe wirklich aktiv hingeschaut und auf der ganzen Strecke nicht einen einzigen Mülleimer gesehen. Dafür super Sitzgelegenheiten auf einer Mauer, auf der man am Abend wunderbar den Sonnenuntergang beobachten kann. Diese Kombination führt offenbar dazu, dass vor allem Raucher ihren Abfall einfach auf die Mole schmeißen, auf dem sich die Kippen zu hunderten sammeln. Wooosh, ein Windstoß und alles landet im Meer. Großartig. Not.

Segeln – dafür war ich doch eigentlich da!?

Da ich bei meiner Freundin in Warnemünde übernachtet habe (yeah, kein Airbnb oder Massenhotel), hatte ich gehofft, dass man auch ab hier auf einem Segelboot mitfahren kann. Leider nicht. Die Schiffe scheinen alle nur ab Rostock zu fahren. Am ersten Abend, als wir am Rostocker Hafen waren, waren die Touren allerdings leider schon durch für den Tag. Für den kommenden Tag dann die knappe Stunde Straßenbahnfahrt nach Rostock, um für gut 30 € für 2 Stunden auf dem Segelschiff mitzufahren, schien uns dann doch irgendwie zu aufwändig. Also haben wir sie einfach nur vom Warnemünder Hafen aus beobachtet. Nunja, was soll ich sagen – da war ich wohl einfach schlecht vorbereitet 😊 Man sollte die Fahrt auf einem Segelschiff auf jeden Fall vorab online buchen, dann sollte das klappen!

Hanse Sail Rostock 2018 – mein Fazit

Nachhaltigkeit geht ganz klar anders. Vielleicht bin ich einfach mit zu abwegigen Erwartungen zur Hanse Sail gefahren, weil ich bei großen und kleinen Segelschiffen an Nachhaltigkeit gedacht habe. Es ist einfach nur ein riesiges Volksfest, bei dem es ganz viel Verbesserungspotential gibt. Das ist bei all den negativen Dingen doch mal ein positives Fazit, oder!? 😉 Die Segelschiffe sind imposant anzusehen, nochmal würde ich mir dafür die Hanse Sail allerdings nicht antun. Sorry, Rostock.

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