Traditionelle Segelschiffe – eine Einladung zur Nachhaltigkeit. Oder nicht?
Tag 1: Hanse Sail in Rostock – Überblick verschaffen
Zunächst einmal wollte ich mir einen Überblick über das Treiben am Rostocker Stadthafen verschaffen und bestieg den Kanonsberg. Das ist ein Teil der alten Stadtmauer direkt am Hafen und ich hatte das Glück, dass genau zu dem Zeitpunkt die Sonne durch die Wolkendecke brach und mir dieses eindrucksvolle Bild bescherte. Zumindest auf dieser Seite. Ein Blick in die andere Richtung verdarb mir meine Vorfreude auf den gemütlichen Abend mit Segelbooten etwas. Ein Karussell am anderen, eine Fressbude neben der nächsten. Betrunkene, kreischende und johlende Menschen. Nunja, wenigstens keine Schlangen an den Toilettenhäuschen.
Konsumwahnsinn inmitten von Plastikmüll
Nun zur nächsten, und wie sich herausstellen sollte fast unmöglichen, Aufgabe: Getränke im Pfandbecher finden. What!? Why? Ja, das habe ich mich auch gefragt. Wie kann es sein, dass es auf einem Volksfest wie diesem fast nur Einwegplastikbecher gibt?
Liebe Stadt Rostock – jetzt bitte keine Ausreden! Ich habe jahrelang auf Festivals gearbeitet, ich weiß, dass es genügend Firmen mit fertigen Becherkonzepten gibt. Eine heißt sogar quasi so. Man könnte sich also einfach auf zwei oder drei Bechergrößen einigen und schwupps – schon hätte man sich tonnenweise Plastikmüll gespart. Der kullert nämlich dort einfach ÜBERALL rum und rollt dann praktischerweise in die Warnow, von wo aus er gemütlich neben den Schiffen in die Ostsee segelt. Toll. Wirklich toll! *Ironie off*
Mich haben diese Müllberge nicht nur sprachlos sondern wirklich wütend gemacht. Also liebe Verantwortliche, ich würde mir sehr wünschen, wenn Sie das in den kommenden Jahren besser lösen können. Gerne helfe ich bei der Planung und Umsetzung!
Fair Trade Markt – ein Lichtblick, der leider schon zu hatte
Wahrscheinlich waren wir gegen 22:45 Uhr einfach zu spät dran, denn als wir bei dem kleinen Bereich des Hafenfestes ankamen, der sich als Fair Trade Markt bezeichnet, hatte hier alles schon zu. Schade. Daher kann ich leider nicht mehr dazu berichten. Aber es gibt ihn! 😊
Tag 2: Warnemünde – Touristenwahnsinn und Müllhalde
Ich muss vorweg sagen: ich liebe Warnemünde! Offiziell ist das Ostseebad ein Stadtteil von Rostock, es wirkt jedoch wie ein unabhängiges kleines Städtchen am Strand der Ostsee. Ich war schon sehr oft hier und war bisher immer begeistert. Bis zur Hanse Sail 2018. Auch in den vergangenen Jahren war ich meist im Sommer in Warnemünde und es war zunehmend voller – aber so etwas habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Menschenmassen schieben sich bei dieser Veranstaltung am „Alten Strom“ entlang und man kann kaum stehenbleiben und die Szenerie einfach mal genießen, ohne weitergeschoben zu werden. Das macht keinen Spaß mehr. Natürlich ist mir bewusst, dass ich auch eine der Touristinnen und somit Teil des Problems war – aber diesen Fehler mache ich sicher nicht noch einmal.
Segeln – dafür war ich doch eigentlich da!?
Da ich bei meiner Freundin in Warnemünde übernachtet habe (yeah, kein Airbnb oder Massenhotel), hatte ich gehofft, dass man auch ab hier auf einem Segelboot mitfahren kann. Leider nicht. Die Schiffe scheinen alle nur ab Rostock zu fahren. Am ersten Abend, als wir am Rostocker Hafen waren, waren die Touren allerdings leider schon durch für den Tag. Für den kommenden Tag dann die knappe Stunde Straßenbahnfahrt nach Rostock, um für gut 30 € für 2 Stunden auf dem Segelschiff mitzufahren, schien uns dann doch irgendwie zu aufwändig. Also haben wir sie einfach nur vom Warnemünder Hafen aus beobachtet. Nunja, was soll ich sagen – da war ich wohl einfach schlecht vorbereitet 😊 Man sollte die Fahrt auf einem Segelschiff auf jeden Fall vorab online buchen, dann sollte das klappen!
Hanse Sail Rostock 2018 – mein Fazit
Nachhaltigkeit geht ganz klar anders. Vielleicht bin ich einfach mit zu abwegigen Erwartungen zur Hanse Sail gefahren, weil ich bei großen und kleinen Segelschiffen an Nachhaltigkeit gedacht habe. Es ist einfach nur ein riesiges Volksfest, bei dem es ganz viel Verbesserungspotential gibt. Das ist bei all den negativen Dingen doch mal ein positives Fazit, oder!? 😉 Die Segelschiffe sind imposant anzusehen, nochmal würde ich mir dafür die Hanse Sail allerdings nicht antun. Sorry, Rostock.